Ein neues Abenteuer ruft: Ende 2025 auf den Fischerpfad in Portugal

Nach einer einjährigen Pause, in der ich viele andere, auch wichtige Dinge erledigt habe, freue ich mich jetzt unbändig, doch noch in 2025 eine Weitwanderung unternehmen zu können. Nach dem langen Wanderurlaub auf dem Te Araroa in Neuseeland, dem Pacific Crest Trail 2022 und die anspruchsvollen anderen Wanderungen wird der nächste Weitwanderweg hoffentlich ein angenehmer, aber wichtiger Einstieg zurück ins Fernwandern sein.

Dieses Mal zieht es mich in den Südwesten Europas: In der letzten Novemberwoche und der ersten Dezemberwoche werde ich den Fischerpfad in Portugal erkunden.

Der Fischerpfad (Trilho dos Pescadores)
Der Fischerpfad, oder auf Portugiesisch der Trilho dos Pescadores, ist ein bedeutendes Teilstück der Rota Vicentina und gilt als einer der spektakulärsten Küstenwanderwege der Welt. Eingebettet in die beeindruckende Küstenlandschaft des Naturparks Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina erstreckt er sich über rund 226 Kilometer (Lagos bis São Torpes NoBo) entlang der wilden und unberührten Atlantikküste, die sich durch die Regionen Alentejo und Algarve zieht. Das Besondere an diesem Weg ist, dass er fast ausschließlich auf schmalen, sandigen Pfaden direkt entlang der Steilküste verläuft, wobei er oft durch Dünen und über Klippen führt. Wandernde werden mit ständigen und dramatischen Ausblicken auf den tosenden Ozean, markante Felsformationen und einsame, goldene Sandstrände belohnt. Diese Küstenlinie ist die Heimat von Fischern und bietet eine einzigartige Tierwelt, insbesondere die einzigen Storchenpopulationen, die auf den Meeresfelsen nisten. Obwohl die Wanderung landschaftlich ein Hochgenuss ist, kann der Pfad aufgrund des tiefen Sands und der unmittelbaren Nähe zu den Klippen technisch anspruchsvoll sein und erfordert daher Trittsicherheit.

Tag 1, 27.November 2025 - endlich unterwegs, Abschied von Frankfurt

Was habe ich in den letzten Tagen diesen Moment herbeigesehnt: Endlich wieder unterwegs, endlich eine Auszeit! Mittags bin ich von Hirschhorn los und habe es gewagt, den Öffis zu vertrauen, dass sie mich rechtzeitig nach Frankfurt zu meinem Flieger bringen.

Nun sitze ich direkt am Rand des Flugfeldes und kann schon den Flieger sehen, der mich nach Portugal bringen wird – dem Fischerpfad um 1.900 km näher. Bis hierhin hat alles super geklappt. Die Bahn war pünktlich, oder sagen wir lieber, ich bin frühzeitig unterwegs gewesen. Ich fühle mich entspannt und voller Freude darauf, dass ich endlich einmal wieder nach Herzenslust wandern werde.

Zunächst aber genieße ich die Atmosphäre am Internationalen Flughafen Frankfurt. Kaum aus dem ICE erwartet mich eine Allee aus Weihnachtsbäumen, was mir leise Freude darüber bereitet, genau diesem vorweihnachtlichen Trubel zu entrinnen.

Um 17:30 Uhr bringt mich die TAP nach Portugal, konkret nach Lissabon. Von dort geht es morgen früh weiter mit dem Bus nach Lagos an der Algarve. Dort startet für mich der Fischerpfad, in umgekehrter Richtung. Schon lange steht diese 230 km lange Küstenwanderung auf meiner Wunschliste. Nun, zum Start in die Rente, ist es soweit!

Ursprünglich wollte ich entlang des Weges so oft wie möglich unter freiem Himmel schlafen. Ich liebe solche Pläne und mehr noch, sie zu ändern und meinen Bedürfnissen anzupassen. So habe ich mich heute Morgen beim ersten Kaffee umentschieden. Ich habe nun für jeden Abend eine Unterkunft reserviert und mich erfüllte diebische Freude. Die langen, dunklen Nächte unterm Tarp und das Wetter tangieren mich nicht mehr. Ich werde kuschlig ins Bettchen kriechen, statt mich im Dunkeln damit zu beschäftigen, wo ich einen sicheren Schlafplatz finde. Ich muss gerade lachen ob dem Gedanken... Ja, ich verschiebe den guten Vorsatz, die Komfortzone zu verlassen, aufs nächste Jahr. Ganz ehrlich sagt eine innere Stimme: Gönn dir den Luxus, wenn du dich damit zufrieden fühlst. 

Oh ja, es beglückt mich, einmal aus dem Vollen zu schöpfen und jeden Abend in einem Bett zu schlafen. Ich freue mich auch auf die Menschen, mit denen ich ein Zimmerchen teilen werde.

18 Uhr und der Flieger hebt endlich ab - um 21 Uhr deutsche Zeit werde ich in Lissabon ankommen.

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Um 20 Uhr Ortszeit landete ich in Lissabon. Nach einem kurzen Einkauf ging es in mein vorgebuchtes Hostel, wo ich in einer Schlafkoje, ähnlich einem Nachtzugabteil, unterkam. Gestern Abend lernte ich dort noch kurz zwei Mädels aus Kalifornien kennen. Es war schon spät und darum das Gespräch sehr kurz. Was mich jedoch in den Schlaf begleitete waren die wunderbaren Erinnerungen an den Pacific Crest Trail 2022. So bergen viele Begegnungen auch eine Erinnerung an Erlebtes in der Vergangheit oder geben einen Impuls für das Zukünftige.

Von Lagos bis Vila do Bispo

Der Abschnitt des Fischerpfades von Lagos bis zum Cabo de São Vicente bildet die südwestlichsten Etappen dieses Pfades und führt durch den Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina an der Algarve. Die Route verläuft fast ausschließlich direkt entlang der Steilküste und bietet ununterbrochene Ausblicke auf den tosenden Atlantik. Charakteristisch für diesen Abschnitt ist der hohe Anteil an sandigen Pfaden in den Dünen und auf den Klippen, was die Wanderung anstrengend macht. Der Weg ist ausschließlich für Fußgänger zugänglich. Wandernde müssen, insbesondere wegen des oft vorherrschenden starken Windes, Vorsicht walten lassen. 

Von Lagos aus – für die meisten Wanderer das Ende des Fischerpfades – aus geht es 16 km nach Burgau und dann von Burgau über etwa 25 Kilometer nach Sagres. Der Wanderpfad bietet abwechslungsreiche Strände und Küstenformationen. Von Sagres aus führt der Fischerpfad dann über etwa 10 Kilometer direkt zum berühmten Leuchtturm am Cabo de São Vicente, dem historisch bedeutsamen südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Der Pfad ist durchgängig mit den typischen blau-grünen Markierungen des Fischerpfades gekennzeichnet und bietet ein unvergessliches Erlebnis am "Ende der Welt" (Fim do Mundo). An dieser Stelle knickt der Wanderweg nach Norden ab und folgt der Küste bis nach von Vila do Bispo.


28. November 2025 - Anfahrt zum Ausgangspunkt

Die Nacht war zwar nicht ganz ruhig, aber heute morgen drangen hell die ersten Lichtstrahlen in meine kleine "Kajüte". Nach dem Frühstück im beliebten und zentral gelegenen Yes Hostel stand die letzte Etappe der Anreise an: Um 10 Uhr fuhr mein Bus nach Lagos an der Algarve (etwa 300 km, rund 3 Stunden mit dem Bus). Zuvor musste ich noch ein weiteres Mal mit der Metro fahren, was sich für mich als Neuling fast wie ein kleines Abenteuer anfühlte. In Lagos soll dann meine Wanderung auf dem Fischerpfad in umgekehrter Richtung starten.

Ein Start in Lagos und der Ruf des Fischerwegs

Huiiii, das war eine lange Busfahrt von Lissabon nach Lagos. Sie dauerte vier Stunden und da ich Busfahren nicht gut vertrage, schlief ich die meiste Zeit.

Um 15 Uhr konnte ich dann endlich auf den Fischerpfad Richtung Südspitze Portugals starten. Dumm nur, dass das Tageslicht um 17:30 Uhr abgeschaltet wurde. Circa 16 Kilometer lagen vor mir; das sollte eng werden und ja, das wurde es auch. Es war ein Auf und Ab die abwechslungsreiche Steilküste entlang. Steile Klippen lösten lieblichen Sandstrand ab. Es war herrlich und dazu strahlte die Sonne vom stahlblauen Himmel.

Meine Seele frohlockte und wieder einmal merkte ich am Lächeln der Menschen, die mir entgegenkamen, wie sehr mir dieses Wohlgefühl im Gesicht stand. Oh, ich sog die gute Meeresluft auf und mir schien, als freuten sich meine Bronchien über die salzige Wohltat.

Viel zu schnell verging die Zeit und plötzlich hüllte die tiefstehende Sonne die Küste in ein verwunschenes Licht. Immer wieder hielt ich an, um zu schauen, zu staunen und zu genießen. Welch ein Segen, dass ich das erleben durfte.

Längst war es fast unmöglich, ohne Lampe noch den Weg zu finden. Ich habe ein gutes Gespür und im letzten Tageslicht wanderte ich in Burgau ein. Ein Hundert-Seelen-Ort, aber beleuchtet, und so konnte ich mühelos den Weg zum Gästehaus Aloha finden. Ich bekam ein Zimmer für mich alleine, ich freute mich. Außer mir waren zwei weitere Wandermädels in der Unterkunft. Wir aßen gemeinsam und unterhielten uns über – ja, genau – das Wandern. Sie hatten hinter sich, was noch vor mir lag. Sie rieten mir, morgen zeitig zu starten, da der Tag anspruchsvoll und lang werden würde.

So liege ich nun im Bett. Es ist frisch in der (unbeheizten) Hütte. Ich habe mir eine Wärmflasche gemacht, um meine Komfortzone zu erhalten, und werde bald schlafen.

Es war ein toller Tag, der mich wieder näher zum Startpunkt (bzw. Endpunkt für die meisten) des Fischerpfads in Sagres geführt hatte.

29. November 2025 - Ein anspruchsvoller Tag an der Küste: Von Burgas nach Sagres (ca. 26 km, 500 Höhenmeter)

Heute war ein Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Ich war früh ausgeschlafen und nach einem schnellen Frühstück stand ich tatsächlich schon um 7:45 Uhr auf dem Trail. Zuerst schlenderte ich durch den langsam erwachenden Ort Burgas hinunter zum Meer, wohlwissend, dass ein anspruchsvoller Tag vor mir lag.

Die heutige Etappe führte mich in stetem Auf und Ab die Küste entlang. Die Ausblicke waren trotz des Wetters wunderbar. Die Wetter-App hatte den ganzen Tag über Wolken versprochen und der Himmel hielt sich auch daran. Tatsächlich ließ der Himmel sogar ein paar Regentropfen gen Erde fallen, was die Bedingungen noch etwas fordernder machte.

Ich merkte sehr schnell, wie anstrengend die Wanderung war. Ich hatte viele Monate lang wenig getan, und meine Wanderbeine waren wirklich faul geworden. Es war eine echte Herausforderung, aber die Schönheit der Landschaft entschädigte mich.

Gegen 17 Uhr war ich endlich in Sagres angekommen. Boahhh, ich hatte einen riesigen Hunger! Mein erster Gedanke war: schnell duschen und dann zum Supermarkt, um meine Vorräte aufzufüllen. Wieder zurück im Hostel, gab es dann zur Belohnung leckere Nudeln mit Tomatensoße.

Unterwegs begegneten mir heute ungefähr 25 Wanderer auf dem Fischerpfad. Ob auch jemand in meiner Richtung unterwegs war, konnte ich nicht feststellen, aber das wollte ich morgen die Entgegenkommenden unbedingt fragen.

Nun liege ich um 20 Uhr im Bett – also noch nicht einmal Hiker Midnight. Trotzdem freue ich mich riesig aufs Traumland und darauf, die Anstrengung des Tages hinter mir zu lassen.

30. November 2025 - Ein sonniger Morgen am Fischerpfad

Ich habe wirklich das Gefühl, ein kleines Juwel mit dem Sagres Nature Hostel gefunden zu haben. Es war so ein cooler Ort, aber eine Weitwanderung beinhaltet auch, dass man immer wieder Abschied nehmen muß.

Das Sagres Nature Hostel ist wirklich ein cooler Ort für eine Übernachtung. Früh um 6:30 bin ich aufgestanden und habe gefrühstückt. Ein junger Mann aus Frankreich erzählte mir, dass er bereits seit dem 1. September unterwegs war. Er will nun seine große Wanderung auf Jakobswegen hier an der Küste Portugals beenden. 
Am Abend zuvor hatte sich übrigens noch eine junge Frau aus Neuseeland ins Hostel eingemietet. Darüber hatte ich mich sehr gefreut! Sofort wurden Erinnerungen an den Te Araroa wach – den langen Wanderweg, den ich in Neuseeland selbst erlebt hatte. Wieder einmal bestätigte sich meine Erfahrung, dass die meisten Begegnungen auf solchen Reisen wunderbare Impulse und neue Perspektiven mit sich brachten.

Nachdem ich alles gepackt und mich verabschiedet hatte, konnte ich den Schlüssel abgeben. Die Etappe von Sagres nach Vila do Bispo wartete nun auf mich.

Rückblick auf den 30. November

Heute war ein Tag der Planänderungen, aber im besten Sinne! Gegen 12 Uhr endete meine Morgenwanderung tatsächlich wieder in Sagres. Nein, es war nichts Schlimmes passiert, ich hatte lediglich meinen Plan A gegen ein entspannteren Plan B getauscht, denn der gestrige lange Marsch von Burgau nach Sagres steckte mir ehrlich gesagt noch ganz schön in den Knochen. Das fehlende Training vor der Tour machte sich bemerkbar.

Der heftige Wind heute Vormittag gab mir dann den endgültigen Anstoß zur Umplanung. Ich war am Cabo de São Vicente unterwegs und der Sturm war so stark, dass er mich fast vom Trail fegte. Entlang der Steilküste war das keine angenehme Situation. Die Hosen flatterten und der Rucksack versuchte, eine ganz andere Richtung einzuschlagen als der Weg selbst – ein Stolperer oder eine Windböe und ich hätte Sorge gehabt, über die Kante gefegt zu werden.

Da ich mich schon von der spektakulären Aussicht fernhalten musste, entschied ich mich für eine gemütlichere Alternative: Erst gab es einen leckeren Kaffee in der Sonne und geschützt vor dem Wind und danach ging es fix per Anhalter zurück nach Sagres und weiter hinauf nach Vila do Bispo.

Die Planänderung sorgte für einen wunderbar entspannten Nachmittag im Hostel nahe Vila do Bispo. Ich hatte ein paar nette Begegnungen und teilte mein Zimmer mit einem Mädel aus Österreich. Besonders gefreut hat mich das Kennenlernen von Simon aus München, der wie ich als "Nobo" (Northbound) auf dem Fischerpfad unterwegs ist. Ich bin gespannt, ob ich ihn morgen auf der Wanderung treffe.

Ich werde versuchen, zeitig loszukommen, was für mich hier – dank der Winterzeit in ungewöhnlicher Gemütlichkeit – eher 8 Uhr statt meiner gewohnten 6 Uhr bedeutet. Es ist schön, einfach mal früh schlafen zu gehen. Das tut richtig gut.

01. Dezember 2025 - die Küste entlang von Vila do Bispo nach Carrapateira 

Wer früh schlafen geht, kann auch früh aufstehen. Es ist jetzt 5:30 Uhr, ich habe gut geschlafen und fühle mich fit für den Tag. Ich freue mich auf alles, was mir heute begegnen wird.

Gestern war durch den Sturm bedingt nicht viel los. Die kleinen Vögel wollten sich kaum vom sicheren Boden lösen. Die Sicht war zwar gut, aber der Wind zerrte und zog so stark, dass es keine Freude mehr war. Nur ein paar wenige Fischer hielten sich förmlich in den steilen Klippen fest oder suchten nach einem Platz, um ihre Angel auszuwerfen. Ich habe mich dabei gefragt, wie sie wohl einen Fang – wenn es denn überhaupt noch etwas zu fangen gibt – sicher über den langen, kantigen Weg durch die Felsen nach oben bekommen. Einmal sah ich, wie ein Angler einen winzigen Fisch vorsichtig vom Haken löste und ihn dem Atlantik zurückwarf.

Mein Frühstück habe ich schon hinter mir und trinke jetzt noch reichlich warmes Wasser – was im Bauch ist, muss nicht in den Rucksack! Eben hat mein Zimmernachbar hier im Hostel seine Morgensporteinheit absolviert. Ich tue aber mal so, als würde ich es gar nicht mitbekommen – ein schlechtes Gewissen brauche ich nicht zu haben.

Noch ist es zu dunkel für den Aufbruch.  Meine Gedanken sind gerade bei meinem Patenkind, das heute 19 Jahre alt wird. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ich durfte bei ihrer Geburt dabei sein und erinnere mich genau an den Moment, als ich die Nabelschnur durchtrennen sollte. Die Tränen des Glücks verschleierten mir damals den Blick... Hach, ein schöner Gedanke, um in den neuen Wandertag zu starten.

***

Inzwischen bin ich in der Casa Lumina in Carrapateira angekommen. Frisch geduscht und nach einer stärkenden Portion Nudeln mit Soße habe ich es mir gemütlich gemacht. Draußen bricht schon die Nacht über dem kleinen Fischerdorf herein und ich denke an den langen Wandertag zurück.

Der Tag war heute sehr sonnig und warm gewesen, so warm sogar, dass ich unterwegs tatsächlich in die kurze Hose gewechselt hatte. Der frühe Morgen, als ich noch in der Dämmerung gestartet war, war allerdings ganz schön frisch gewesen. Ich war wirklich dankbar um die Strumpfhose, die ich gestern bei noch Aldi ergattert hatte. Ich mag es einfach nicht, zu frieren, weil mein mitgeführter „Kleiderschrank“ diesmal nicht ganz optimal iat. Na ja, es kann ja nicht immer alles perfekt sein. Ich merkte, dass mir einfach die Routine fehlte.

Heute führte mich der Weg an zwei riesigen Stränden (Praia da Cordoama; Praia do Amado) vorbei. Anstatt mir die Namen zu merken, hatte ich nur Augen für die vielen Surfer. Welch ein Spektakel war es doch, ihnen zuzusehen, wie sie die Wellen ritten! Ich war hin und weg und trödelte richtig, weil ich mich einfach nicht satt sehen konnte.

Auf den Parkplätzen reihten sich Wohnmobile an Campervans aneinander, eines älter als das nächste. Alles hatte so einen Touch von einer Aussteigerszene: Rasterlocken, Schlabberhosen und Blümchen im Haar. Es weckte Erinnerungen an ein Leben, das mir bis heute nie in den Sinn gekommen war.

Ich dachte zurück an meinen ersten Portugal-Urlaub vor langer Zeit, als ich mit meinem Ältesten schwanger war, Sommer 1985. Es war ein cooler Urlaub gewesen, bevor das Leben die Weichen neu stellen sollte. Meine Schwester und ihr Freund waren mit dem Käfer Cabrio unterwegs. Sie holten uns vom Flughafen ab und wir verbrachten drei tolle Wochen zu viert mit dem Cabrio. Autobahnen gab es noch keine. Stattdessen begegnete man noch massenhaft Eselsgespannen. Es ist unglaublich, wie sehr sich seither hier alles verändert hat.

Zurück zum Fischerpfad: Er war heute oft eine Sandpiste. Wieder kamen mir Wanderer entgegen und ein kurzes Gespräch zur Begrüßung durfte es allemal sein.

Vorhin, als ich mir die Planung für den morgigen Tag ansah, gab es einen Schreckmoment. Meine Unterkunft, 35 km entfernt! Nein, nein, nein, ich rechnete nochmal, dann erneut, aber es half nichts. Ich hatte mich verplant. 35 km kann und will ich nicht runterreißen. Zum Glück fand ich schnell eine Lösung: Der Bus 74 würde mich ans Ziel bringen, und so musste ich nur 20 km wandern. Glück muss man eben haben!

02. Dezember 2025 (Tag 5) - von Carrapateira nach Aljezur

Der Wandertag begann mit absoluten Höhepunkten. Die Stimmung am menschenleeren Strand war einfach magisch. Das tosende Geräusch der Wellen begleitete mich, doch am allermeisten faszinierten mich die Strandläufer. Ich beobachtete, wie sich ihre Beinchen so unglaublich schnell bewegten, dass man sich unwillkürlich fragen musste, warum sie nicht einfach kurz flogen. Solche Szenen fesselten mich so sehr, dass ich am liebsten gar nicht mehr hätte aufhören wollen zu schauen.

Da die Etappe sehr lang werden sollte, entschied ich mich, bald vom Sand auf die Radpiste zu wechseln. Das Hinterland zeigte sich auf dem Weg äußerst abwechslungsreich. Ich passierte Wälder mit Eukalyptus, Kiefern, Stein- und Korkeichen. Auf dieser befestigten Piste flutschten die Kilometer dann nur so dahin. So erreichte ich bereits um 14:30 Uhr, nach etwa 22 Kilometern, das Hostel in Aljezur.

Dort lernte ich Melanie kennen und auch Simon tauchte wieder auf, den ich bereits kannte. Zu uns gesellten sich noch zwei Mädels aus Kanada und schon waren wir das „Team Zimmer 7“. Die Zeit verging wie im Flug mit intensiven Gesprächen, dem gemeinsamen Einkauf und der Zubereitung unseres Abendessens, unterbrochen von Duschen und Wäschewaschen. Wir luden unsere Akkus auf und genossen einfach die vielfältige Gesellschaft. Für uns Wanderer hieß es allerdings früh ins Bett – „Hiker Midnight“ war schon um 21 Uhr.

03. Dezember 2025 – frühmorgens Schmerzen und dann doch ein famoser Tag

Als der 3. Dezember anbrach, merkte ich schnell, dass ich sehr schlecht geschlafen hatte. Zu allem Überfluss hatte in der Nacht auch noch ein Zahnweh eingesetzt. Daher war ich früh wach und machte es mir im Aufenthaltsraum mit einem Kaffee gemütlich. Ich habe den Entschluss gefasst, heute einen Teil des Weges mit dem Bus zurückzulegen. Zehn Kilometer Straße muss ich mir nicht antun, wenn es eine Alternative gab. Zu meiner Freude beschloss Simon, sich mir anzuschließen und ich freue mich auf seine Gesellschaft. Wir haben also genug Zeit, den Tag ganz gemütlich zu starten.

Um 9:20 Uhr saß ich im Bus, der mich sechs Kilometer weiter nach Rogil brachte. Von dort aus setzte ich meine Wanderung auf dem Fischerpfad zu Fuß fort. Nach etwa drei Kilometern erreichte ich wieder die Küste und was soll ich sagen: Ich staunte mit großen Augen und konnte mich an dem Anblick dieser bombastischen Wellen kaum sattsehen. Ich fühlte mich zurückversetzt in eine Zeit, in der man aus dem Staunen kaum herauskam, der Mund offen stand und die Augen sich nicht vom Objekt der Begierde lösen wollten. Ich schoss ein Foto nach dem anderen und machte auch Videos, wohlwissend, dass kein Bild es vermögen würde, diesen majestätischen Anblick festzuhalten. Es war großes Kino der Natur und als die Sonne dann noch einen Regenbogen in die Gischt zauberte, war es einfach wow. Die Zeit verflog nur so und ich verschwendete sie großzügig und gerne.

Am frühen Nachmittag traf ich Simon wieder und wir verbrachten den Rest des Tages und des Weges gemeinsam. Am Ende der heutigen Etappe, in Odeceixe, gingen wir in dem einzigen geöffneten Restaurant etwas essen. Das Hostel, in dem ich übernachtete, ist urig und schön – eine wirklich gute Wahl. Mein Zimmer teil ich mir mit drei supernetten Mädels: zwei aus Holland und eine aus Schweden. Es war ein sehr schöner Tag und ich bin dankbar dafür.

04. Dezember 2025 - Regen, Sturm und Brandung

Der heutige Abschnitt auf dem Fischerpfad, die Strecke von Odeceixe nach Zambujeira do Mar, lag recht schnell hinter mir. Ich bemerkte einmal mehr, dass ich bei schlechtem Wetter unwillkürlich immer etwas flotter unterwegs war – fast so, als wollte ich das Unvermeidliche schneller hinter mich bringen.

Die Sicht war wegen des Wetters stark eingeschränkt, was dazu führte, dass ich seltener zu meiner Kamera griff. Schließlich begann es auch noch an, ordentlich zu regnen. Da hatte ich mein Einweichprogramm schon hinter mir, als ich gegen 12:30 Uhr das Hostel erreichte.

Dort wurde ich wirklich herzlich begrüßt. Selten habe ich in einem so tollen Hostel Quartier bezogen; es gibt alles, was man zum Wohlfühlen braucht. Besonders beeindruckte mich Diogo, als er mir den Schuhtrockner zeigte. Was für eine geniale Sache! Ich bin sehr gespannt, wie lange meine Altras zum wieder trocken werden brauchen.

Mir wurde alles gezeigt und inzwischen ist die Wäsche in der Maschine und ich frisch geduscht. Nun sitze ich mit einem Kaffee vor dem warmen Kamin. Hach, kann Wandern so ein Luxus sein....

05. Dezember 2025 - von Zambujeira nach Almograve

Kaum schlug es sechs Uhr heute morgen, da war ich schon wieder auf den Beinen. Die Wettervorhersage kündigte ab Mittag Regen an und so fasste ich den Entschluss, mich zeitig auf den Weg in Richtung Almograve zu machen. Draußen empfing mich ein ordentlicher Wind, doch die Temperaturen sind angenehm mild.

 Vor der Heizung stapelten sich die Wanderschuhe meiner Mitreisenden; der gestrige Regen hatte allen nasse Füße beschert. Ich hatte Glück, denn der freundliche Hostel-Inhaber hatte mir am Abend zuvor sogar elektrisch betriebene Schuhtrockner ausgeliehen. Dank dieser Vorsorge waren meine Altras heute Morgen wieder wunderbar trocken und bereit für die nächste Etappe.

Auch an diesem Tag bot sich mir wieder ein absolut beeindruckendes Naturschauspiel. Die Wellen des Atlantiks hämmerten mit einer Höhe von bis zu sechs Metern gegen die schroffen Klippen. Das Wasser spritzte meterhoch in die Luft, nur um sofort vom stürmischen Wind davongetragen zu werden. Bei diesem Anblick konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie jede einzelne dieser gewaltigen Wellen ein kleines Stück des Landes mit sich riss – eine Demonstration der unerbittlichen Kraft des Ozeans.

Der Weg heute war wieder einmal oft sandig und weich, was das Gehen schwer machte. Doch die Anstrengung rückte in den Hintergrund angesichts der grandiosen Landschaft um mich herum. Die Aussicht, die Farben und die raue Schönheit des Fischerpfads ließen mich jeden mühsamen Schritt vergessen.

Um halb zwei am Nachmittag erreichte ich Almograve. Überraschenderweise war ich tatsächlich noch bei Sonne angekommen, die den Wandertag früh wunderbar abrundete. In mir keimt die ehrliche Freude auf die Zeit, in der ein solches Ziel wieder lediglich meine Mittagspause bedeutet und nicht schon das Ende der Tagesetappe. Aber genau das ist ja der Plan für diese Fernwanderung: Ich will den Jahresausklang ohne Druck und Eile genießen und die Schönheit der Küste in vollen Zügen und in aller Gemütlichkeit erleben.

06. Dezember 2025 - die vorletzte Etappe des Fischerpfads für mich

Heute Morgen startete ich in Almograve zu meiner heutigen Etappe auf dem Fischerpfad, die mich nach Vila Nova de Milfontes führen sollte. Die Strecke ist etwa 16 Kilometer lang und stellte sich als eine echte Sand-Herausforderung heraus. Ich merkte schnell, warum die meisten Wanderer den Weg von Nord nach Süd gehen (SoBo) – ganz im Gegensatz zu mir, der ich mich entschlossen hatte, von Süden nach Norden zu laufen (NoBo). Mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich die schönsten und abwechslungsreichsten Abschnitte, die Sahneschnittchen, bereits hinter mir habe, da der Fischerweg tatsächlich mit jeder Etappe gen Süden schöner wird. Jetzt galt es jedoch zunächst, die Sand-Challenge anzunehmen, was sich auf meinen letzten Etappen auf dem Fischerpfad als mentale Herausforderung erwies.

Trotz des anstrengenden Untergrunds erreichte ich mein Ziel, Vila Nova de Milfontes, bereits um 12:30 Uhr. Den Nachmittag nutzte ich, um das nette kleine Städtchen zu erkunden. Ich schlenderte über den niedlichen Weihnachtsmarkt, bummelte durch die Gassen und gönnte mir zur Belohnung warme Socken, die tatsächlich "made in Portugal" waren.

Am Abend habe ich nun mein Hostelzimmer bezogen, das voll belegt ist. Wir sprechen alle Deutsch! Ich teile das Zimmer mit drei weiteren Fischertrail-Wanderern, die allerdings in die andere Richtung, also nach Süden unterwegs (Sobo), sind.

Jetzt, da die sogenannte "Hiker Midnight" nahte, liege ich bereits im Bett. Meine Gedanken kreisten heute viel um meine Mom, die heute Geburtrtag hätte, und meinen Bruder, der viel zu früh gegangen ist. Zwischendurch überrollte mich eine Welle der Trauer, doch ich ließ den Tränen Raum. Ich vermisse die Beiden sehr.

07. Dezember 2025 - 'Zeroday' in Almograve

Heute bin ich erst um acht Uhr aufgewacht. Da waren die Ersten schon aufgebrochen: ein deutsches Paar, das mit Fahrrädern auf dem Weg nach Marokko ist. Ich blieb noch etwas länger im warmen Bett, saß dort gemütlich, während das Haus selbst eher kalt und wenig gemütlich wirkt. Aber das Städtchen ist sehr schön und ich freute mich schon auf meinen freien Tag, den ich mit ausgiebigem Bummeln verbringen wollte. 

08.Dezember 2025 - Weiter nach Porto Covo

Die gestrige Wanderung von Vila Nova de Milfontes nordwärts nach Porto Covo war mit knapp 20 Kilometern, größtenteils durch tiefen Sand, eine der anspruchsvollsten und anstrengendsten Etappen des Fischerpfads. Laut Wegbeschreibung gilt diese Strecke als landschaftlich reizvoll, jedoch eben auch als besonders fordernd.

Am Morgen überquerte ich zunächst den Fluss Mira. Da ich die ersten drei Kilometer auf der Straße lief, ging es über die Brücke, statt die Fähre zu nehmen. Danach führte der Weg wieder entlang der Küste weiter, oftmals durch den anstrengend tiefen, lockeren Sand, was auf weiten Teilen dieser Etappe die größte Herausforderung darstellte.

Das Wetter meinte es gut und bescherte mir einen nahezu perfekten Tag. Der Pfad führte entlang ausgedehnter und meist menschenleerer Strände sowie über sandige Klippen und Dünen. Eine Sehenswürdigkeit auf halber Strecke war die Ilha do Pessegueiro (Pfirsichbauminsel), die mit den Überresten eines alten Forts direkt vor der Küste liegt.

Nach der Ilha do Pessegueiro ging es weiterhin über sandige Abschnitte, insbesondere entlang des Praia dos Aivados und des weitläufigen Praia do Malhão. Die Route blieb dabei immer dicht am aufgewühlten Meer, dessen stürmischer Wind Schaumkronen forttrug. Erst gegen Ende, als ich mich Porto Covo näherte, wurden die Wege etwas fester, mit kürzeren Abschnitten über Schotter, bis ich das charmante Fischerdorf Porto Covo erreichte.

Trotz der Anstrengung, Zahnschmerzen und Rücken schaffte ich es ohne Schmerzmittel. Ich bin mental wohl eine harte Nuss; manch ein Schmerz gibt auf, wenn er es mit mir zu tun hat. Ich gestehe, es gab auch andere Zeiten, jedoch bin ich an diesen gewachsen.

Begegnungen und Pausentag

Am Nachmittag im Hostel lernte ich Constanze aus München kennen. Sie hat Elektrotechnik studiert und gönnt sich auf dem Fischerpfad eine Auszeit. Wir verbrachten einen schönen Nachmittag und Abend zusammen, genossen die Sonne und führten gute Gespräche, natürlich über Wandern und viele andere Themen. Es ist immer wieder schön, unterwegs diese Offenheit der Menschen zu erleben. Der Abend wurde dann eben auch der längste seit dem Start auf dem Trail. Das Zimmer mit vier Betten habe ich allerdings für mich – gute Chancen auf einen ruhigen Schlaf.


9. Dezember 2025 - Pausentag

Heute stand ich um 7 Uhr auf und begleitete die beiden Mädels noch ein Stück auf ihrem Weg. Der heutige Tag sollte laut Vorhersage sehr regenreich werden - und ja, um 12 Uhr ging die Sicht gegen Null und reichlich viel Wasser fiel vom Himmel.

Ich war ein wenig im Dorf unterwegs, im Waschsalon und nun sitze ich im Hostel mit Blick auf die tosende Küste. Der Pausentag passt perfekt!

11. Dezember 2025 - mit dem Bus nach Lissabon: Ruhestörung und Regen

Mein letzter Tag auf dem Fischerpfad war angebrochen. Ich streifte noch ein wenig durch den Ort und die Umgebung – Am Nachmittag bestieg ich dann den Bus, der mich zurück Richtung Flughafen bringen sollte. Um 20:15 Uhr kam ich pünktlich nach langer Busfahrt in Lissabon an. Ich hatte meinen Anreiseweg zum Hostel eigentlich perfekt geplant: Entweder mit dem Bus 744, der mich in 45 Minuten ans Ziel bringen sollte, oder die Metro, die mit einem Umstieg sogar günstiger und schneller gewesen wäre. Leider wurde ich dann jäh aus meinen Plänen gerissen, als mir erklärt wurde, dass Busse und Bahnen für zwei Tage streikten. Welch eine "nette" Überraschung zur Begrüßung!
Da mein Englisch meist nur für Missverständnisse taugt (obwohl das vielleicht nur meine eigene Wahrnehmung ist), war ich zunächst etwas ratlos. Mein findiges Hirn fing jedoch sofort an zu rattern. Ich sprach eine Mann an, der mir prompt auf Deutsch antwortete. Er war gerade dabei, ein Taxi zu nehmen. Kurzerhand teilten wir uns das Taxi und ich kam so für nur 5 € ebenfalls an meinem Hostelziel an. Welch ein Glück im Unglück!
Der Check-in verlief reibungslos und mein Bett entsprach exakt den Bildern. Nach der doch langen Fahrt war sehr müde und mein Magen fühlte sich leider etwas unwohl an, da ich weder Bus noch Auto besonders gut vertrage. Ich versuchte also bald, im Bett zur Ruhe zu kommen.
Doch die Nacht im 4er-Mädelzimmer wurde sehr unruhig. Der Höhepunkt war dann um 3 Uhr mitten in der Nacht: Knarrende Türen, raschelnde Tüten und das ganze Programm, wenn jemand seine Sachen für die Abreise zusammensucht und packt. Ich traute meinen Ohren nicht. Nach etwa 15 Minuten hielt ich es nicht mehr aus und fragte, ob es nicht möglich gewesen wäre, die Sachen am Vorabend zu packen, wenn man mitten in der Nacht abreist, da auch andere Mitbewohner gerne schlafen möchten. Die knappe Antwort war: Sie sei in 10 Minuten weg. Ich lag danach noch lange wach.

12. Dezember 2025 – Regentag in Lissabon

Zum Glück konnte ich bis 7:30 Uhr schlafen. Jetzt ist es gleich 9 Uhr und es regnet, was leider für den ganzen Tag gemeldet ist. Ich bin gespannt, was ich heute unternehmen werde, um das Beste aus der Situation zu machen.

Lissabon - eine Stadt aus Licht, Geschichte und Wiederaufbau

Lissabon ist eine der ältesten Hauptstädte Europas, deren Ursprünge auf die Phönizier und Römer zurückgehen. Im 8. Jahrhundert n. Chr. wurde sie von den Mauren erobert und erlebte unter ihrer Herrschaft eine Blütezeit als wichtiges Handelszentrum. Im Jahr 1147 eroberte der erste König Portugals, Afonso Henriques, die Stadt zurück. Lissabon stieg im 15. und 16. Jahrhundert während des Zeitalters der Entdeckungen zu einer der reichsten und mächtigsten Hafenstädte der Welt auf, als Schiffe von hier aus in See stachen, um neue Handelswege zu erschließen und weitreichende Kolonien zu gründen.

Ein einschneidendes Ereignis, das die Stadt grundlegend veränderte, war das Große Erdbeben von 1755. Am Allerheiligentag zerstörte das Beben, gefolgt von einem Tsunami und Großbränden, fast die gesamte Unterstadt (Baixa) und forderte Zehntausende von Opfern. Unter der visionären Führung des Marquês de Pombal wurde die Baixa jedoch schnell und nach einem gitterförmigen, modernen Plan wieder aufgebaut – eine der frühesten und erfolgreichsten Anwendungen erdbebensicherer Bauweisen in Europa.

Die folgenden drei Bauwerke stehen beispielhaft für die Geschichte und den Charakter Lissabons:

1.    Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymuskloster): Dieses prächtige Bauwerk in Belém ist ein Meisterwerk des manuelinischen Stils, der portugiesischen Spätgotik, die maritime Motive (wie Seile und Korallen) aufgreift. Das Kloster wurde im Auftrag von König Manuel I. aus Dankbarkeit für die erfolgreiche Rückkehr Vasco da Gamas von seiner Indienreise erbaut und symbolisiert den Höhepunkt der portugiesischen Macht während der Entdeckungszeit.

2.    Torre de Belém: Ebenfalls in Belém gelegen, diente der Turm ursprünglich als Verteidigungsanlage am Tejo-Ufer und später als Ausgangspunkt für Entdeckungsreisen. Seine elegante, verzierte Architektur spiegelt den manuelinischen Stil wider und macht ihn zu einem international anerkannten Symbol der portugiesischen Seefahrt und ihres goldenen Zeitalters.

3.    Castelo de São Jorge: Die historische Burg thront auf einem der höchsten Hügel Lissabons und bietet einen spektakulären Panoramablick auf die Stadt und den Tejo. Sie war lange Zeit eine wichtige Festung der Mauren und später der Sitz portugiesischer Könige. Sie repräsentiert die mittelalterliche Geschichte Lissabons und den Kampf um die Rückeroberung der iberischen Halbinsel.



Lissabon – Kontrastprogramm nach dem Fischerpfad

Nachdem ich den Fischerpfad nordwärts abgeschlossen hatte, gönnte ich mir zwei Tage in der pulsierenden Stadt Lissabon. Ich wollte die Stadt auf eigene Faust erkunden und habe dabei das gemacht, was ich am besten kann: laufen! An beiden vollen Tagen legte ich jeweils fast 20 Kilometer zurück, um so viel wie möglich von den charmanten Gassen und majestätischen Aussichten einzufangen.

13. Dezember 2025 – Vorweihnachtliche Entdeckungen

Der erste volle Tag, der 13. Dezember, begann etwas später als geplant. Nach einem gemütlichen Frühstück um 8:45 Uhr machte ich mich auf den Weg, um die Stadt endlich trockenen Fußes zu erkunden. Eigentlich wollte ich den Sonnenaufgang sehen, aber die guten Gespräche vom Vorabend hatten dazu geführt, dass es Mitternacht geworden war. Als dann auch noch ein Mädchen erst um vier Uhr morgens ins Zimmer zurückkam, war ich wieder wach, konnte nur schlecht wieder einschlafen und war dementsprechend müde am Morgen. Nun ja, das gehört wohl zum Hostelleben in einer Großstadt dazu. Doch dann hieß es: Auf in den Lissabon-Tag!

Den Vormittag verbrachte ich mit einem gemütlichen Bummel durch die Stadt bei leichtem Regenwetter. Ich ließ mich einfach treiben und genoss, was mir vor die Augen kam. Am Nachmittag setzte ich diese Erkundung fort, bis mich meine Freundin Manuela abholte. Wir verbrachten eine sehr schöne gemeinsame Zeit bis in den späten Abend hinein. Manuela zeigte mir viele traditionelle Geschäfte und erzählte mir dabei, wo die unterschiedlichen Dinge in Portugal hergestellt wurden. Der gelungene Tag quer durch die Großstadt endete schließlich mit wunderbaren Eindrücken und einer herrlichen vorweihnachtlichen Stimmung nach vielen netten Gesprächen und neuen Einblicken.

14. Dezember 2025 – Erkundung bei Sonnenschein

Auch an diesem Tag tauchte ich ein in die historischen Viertel, bewunderte die azulejo-verzierten Fassaden und genoss den Klang der elektrischen Straßenbahnen, besonders der berühmten Linie 28. Die Stadt ist so faszinierend mit ihren steilen Anstiegen und den herrlichen Miradouros, von denen aus ich einen fantastischen Blick über die Dächer bis zum Tejo hatte. Ich probierte natürlich auch die berühmten Pastéis de Nata, die an jeder Ecke lockten. Das hervorragend ausgebaute Metrosystem ermöglichte mir, auch die weiter entfernten Sehenswürdigkeiten zu erreichen und dann den Rest wieder zu Fuß zu erkunden. Heute war ich sogar kostenlos im Botanischen Garten, weil der Eintritt sonntags überall frei ist.

15. Dezember 2025 – Heimreise

Am Morgen hieß es Abschied nehmen. Um 5:30 Uhr wachte ich auf und stand noch vor dem Weckerläuten auf. Ich hatte gut geschlafen und die Heimreise stand an. Ein Kaffee in der Küche des Hostels und dann ging es los zur Metro. Ich fuhr erst mit der Gelben Linie und stieg dann in die Rote um, die direkt zum Flughafen führt.

Das System ist eigentlich ganz simpel aufgebaut; man kann mit der Kreditkarte bezahlen, einfach beim Eintritt in die Station auflegen und beim Verlassen erneut. 

Ich war pünktlich am Flughafen und ebenso pünktlich im Flieger. Dort sitze ich gerade auch noch. Der Flieger beginnt den Landeanflug auf Frankfurt und ich denke mir: die Reise war ein voller Erfolg: erst der sehr schöne Fischerpfad, dann die lebendige Stadt Lissabon, aber jetzt auch wieder zu Hause!

Odenwald....es ist verdammt kühl im Vergleich zu vor wenigen Stunden. Hab mich gleich mal dick angezogen - wird schon besser mit heißem Tee.
Nun also wieder zurück im "Alltag" - so schön das Reisen ist, das "nach Hause kommen" ist auch sehr schön!