Tromsö und Nordnorwegen im Winter 2022

Hurraaaaaa …. Ein neues Abenteuer wartet schon auf mich, steht so zu sagen in den Startlöchern. Gerade einen letzten Nachtdienst als Aushilfe beendet und meine Gedanken reisen voraus in den hohen Norden.
Mit dem Flieger geht es nach Tromso. Ein Freund hat sich zum Geburtstag eine Nordlichtreise geschenkt und ich durfte sie organisieren. Mach ich gerne, sagte ich ihm damals, bevor ich auf den PCT gestartet bin. Jedoch nur unter einer Bedingung: Ich darf mit.
So sind wir inzwischen zu Dritt und ich hoffe, die Polarlichter erfreuen sich an unserer Gesellschaft reichlich und farbenfroh – und wir an ihnen. Ich für meinen Teil hatte schon einmal auf Island das große Vergnügen, die Aurora Borealis zu sehen. In mir lacht es und ich will euch kurz die Geschichte erzählen.

Mein Licht im Dunkel (auf meiner damaligen Rundreise in Island)
Es war eine 6-wöchige Rundreise mit meinem als Camper umgebauten Fiat Panda 4 x 4 cross. Erst musste ich wegen einer weggebrochenen Straße zwei Stunden wieder zurückfahren und machte mich deswegen sehr spät erst auf die Suche nach einem guten Stellplatz. Ich denke so bei mir: Was für eine tolle sternklare Nacht, fehlen nur noch Nordlichter.
Nadem ich den Wagen an einer Landzunge geparkt hatte, packte ich die Fotoausrüstung aus und brachte sie vorsichtshalber schon einmal in Position. Kochte mir derweilen etwas zu Essen, denn ich hatte heftigen Kohldampf nach dem langen wundervollen Tag. Kaum fertig gefuttert war die Sonne gerade untergegangen, der Tag verabschiedete sich und da….ja, da am Horizont hinter den Bergen. Sehe ich richtig oder nicht, ich meine es könnte ein Nordlicht sein!
Tatsächlich stieg der bunte Schleier in die Dämmerung hinein auf und ich stand da, für den Moment still und andächtig. Tränen stiegen in meinen Augen hoch, ich hatte meine Mom gebeten, mir ein paar schöne Lichter zu schicken von da oben zwischen den Sternen. Sie ist seit ein paar Jahren der gute Engel im Himmel, der für mich das Wetter bestimmt. So war es ein sehr naher Moment zwischen uns, als die Lichter am Himmel erschienen.
Die Tränen weggewischt und hinter die Kamera! So versuchte ich ein paar der Lichter einzufangen. Oh wie zauberhaft und wunderschön sahen sie aus und zu allem kamen auch noch welche von hinter mir über mich hinweg, um sich mit den Entgegenkommenden zu vereinen. Ein Polarlichtbogen und ich mitten darunter, ach war das so schön. Etwa eine halbe Stunde dauerte das Spektakel und dann war mir auch sehr kalt inzwischen. Als die gelblich milchigen Schwaden verklungen waren, war mir im Herzen warm und an den Füßen kalt. Huiiiii kochte ich schnell einen Tee und machte mir eine Wärmeflaschen. Heizung gibt es im Panda nicht, aber eine Wärmeflasche tut gut. Ich legte mich schlafen und genoss die Wärme welche sich im Schlafsack ausbreitete.
Plötzlich …. Was ist das?! Ich erwache und oh, nasse Füße, bahhhhh die Wärmeflasche ist ausgelaufen und ob der feuchten Füße bin ich aufgewacht. Wie ich mich so beginne zu ärgern fällt mein Blick hinaus in den Himmel. Ihr glaubt es nicht was da los war. Bunte Lichter tanzen miteinander um die Wette - ich bin einfach nur noch verzückt und beeindruckt. Getraue mich gar nicht, auch nur eine Sekunde zu verpassen und das war auch gut so. Den Gedanken mich anziehen und raus, verwerfe ich aber schnell wieder. Keine 5 Minuten hat es gedauert und der Lichtertanz in gelb, orange und blau war auch schon wieder vorbei. Ich spüre eine große Dankbarkeit ob dieser Momente im Licht, so berührt schlief ich wieder ein.

Oh wie freue ich mich auf die nun kommende Reise zu den Lichtern in Tromsö und zum ersten Mal werde ich erleben, dass es nicht hell wird, weil die Polarnächte im Winterhalbjahr ganz im Zeichen der Dunkelheit stehen. Das letzte Tageslicht wird bald gänzlich verschwinden und hinter dem Horizont bleiben.


22.11.2022 Anreise nach Tromsö mit Hindernissen

Was eine Anreise! Wie sich (erst am Flughafen) herausstellte, war bereits vor Monaten die Information gekommen, dass der gebuchte Flug von der Fluggesellschaft storniert worden ist.
Die Umbuchung am Schalter dauerte ihre Zeit. Ausserdem wurde aus dem Flug „Frankfurt-Oslo-Tromsö" nun ein Hoppingflug von Frankfurt nach Stavanger, dann mir der norwegischen Fluglinie Wideroe weiter nach Bergen und dann nach Tromsö.
Nachdem diese Information verdaut und die Flugtickets gebucht waren gings ab Richtung Gate. Leider versagte dann das System, mit dem die Shuttle-Busse für das Flughafen-Vorfeld koordiniert werden. Wir standen also ewig lang mit unserem Bus am Flieger, aus dem die Fluggäste nicht aussteigen konnten, weil deren Busse noch nicht da waren. Das führte dann dazu, dass wir in Stavanger zu spät ankamen….und es an diesem Tag nicht mehr weiter ging. Unfreiwillig mussten wir also einen Zwischenstopp in Stavanger einlegen. Bei -10 Grad haben wir noch einen kleinen Stadtrundgang gemacht, waren dann aber früh im Bett.

Am nächsten Tag, gestärkt mit Kaffee und Frühstück, ging es dann aber Richtung Bergen. Die kleinen Turboprop Maschinen steigen kaum auf, da landen sie schon wieder. Sie sind also im Flug überwiegend in der durchaus turbulent-dichten Atmosphäre – gar nicht gut für meinen empfindlichen Magen.
14.00 Uhr und wir rollten in Tromsö über das Rollfeld. Das blaue Tageslicht mit der Sonne knapp hinter dem Horizont erlaubte einen herrlichen Rundblick über die Fjordlandschaft. Keine Wolke trübte den kalt-klaren Ausblick.

 23.11.2022 Es wird nicht hell

Das war natürlich nicht anders zu erwarten - und dennoch ist es seltsam, wenn die Morgendämmerung sich endlos hinzieht und ab Mittag in die Abenddämmerung übergeht. Es wird tatsächlich nicht richtig hell und die Lichter der Stadt bleiben eingeschaltet. Es ist "arschkalt", aber einen Ausflug auf den Aussichtsberg Storsteinen lassen wir uns nicht nehmen!
Die Aussicht in der Dauerdämmerung ist famos und der Rosaschimmer lässt die klirrende Kälte etwas vergessen.


24.11.2022 Mitternachtsausflug und Frühstückskino

Bereits am frühen Nachmittag ist es schon wieder zappenduster. Angesichts der kurzen Zeit, in der es etwas heller wird, kann man die Beleuchtung der Stadt verstehen. Wo zuhause bei uns nur noch vereinzelte, kaum den Boden um den Laternenmast ausleuchtende Lampen stehen, ist Tromsö ein Lichtermeer, das versucht, gegen die Polarnacht anzuleuchten.
Als am frühen Abend die ersten Polarlichter durch die Lichtglocke über der Stadt hindurch zu sehen sind, beschließen wir, mit der Seilbahn auf den Felsenberg, den Storesteinen hinauf zu fahren. Und tatsächlich, da wabern sie grün über den leider etwas dunstigen Himmel: die Spuren des Sonnenwindes, wie er die Moleküle der Atmosphäre in 60-150 km Höhe zum Leuchten anregt. Ein andächtiges Staunen ob der völlig geräuschlosen Lichterscheinung über den weißen Bergen.

Heute morgen bin ich dann vor dem Frühstück schon alleine zum Sonnenaufgang aufgestiegen. Nicht ganz bis hinauf, denn die Treppenstufen der steinernen Sherpa-Treppe sind stark vereist. Ich will da lieber keinen Unfall riskieren.
Mit einem heißen Tee zur Hand sitze ich da und sehe, wie die Sonne von hinter dem Horizont die obersten Bergspitzen anleuchtet - was ein Schauspiel!

Nordlichter Ade!
Nach einer knappen Woche ging es schließlich - dieses Mal ganz ohne Schwierigkeiten - wieder zurück in den Süden. Wobei der Süden 3200 km weiter Südlich nun auch nicht gerade Sonne und Wärme bot. Aber doch etliche Stunden mehr Tageslicht wie oben in Tromsö, wo es bis zum 20. Dezember noch immer jeden Tag einige Minuten weniger Dämmerung gibt.
Dass wir so viel Nordlichter sehen würden, war nicht zu erwarten gewesen. Denn im schlimmsten Fall kann es auch eine Woche bedeckten Himmel geben - dann spielt sich das Schauspiel der tanzenden Lichter ungesehen über den Wolken ab.

Ganz ohne Auto und in der doch vorherrschenden Dunkelheit war es ein Ausflug mit viel Leerlauf - andere mögen es Entspannung, freie Zeit oder Urlaub nennen - für mich war es Zeit, in  der ich mich doch öfter wieder auf den PCT zurück gewünscht habe. Doch da dieses Abenteuer hinter mir lag, habe ich die Zeit genutzt und bereits einen Plan für das nächste Wanderabenteuer entwickelt. Aber wohin es dieses Mal geht, verrate ich noch nicht ;-)

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