Der Dritte Wandermonat: März


Planänderung

Wer mir in meinen Berichten den Februar hindurch gefolgt ist, dem ist bestimmt schon aufgefallen, dass ich nicht mehr konsequent dem Te Araroa Fernwanderweg folge. Dazu muß man sich in Erinnerung rufen, dass ich ja 2019/2020 bereits einmal hier war. Ich kenne die Wegstrecke von Wanaka bis Bluff an der Südspitze also schon recht gut.

Darum nutze ich die Chance, mit kürzeren Weitwanderungen einen tieferen Einblick in die Schönheit Neuseelands zu gewinnen. Tatsächlich sind die Tracks der letzten Wochen, die ich abseits des TA gegangen bin, allesamt traumhaft schön gewesen.
Das soll nicht heißen, dass der Te Araroa nicht auch schön ist. Doch diese Mehrtagesausflüge abseits des Te Araroa haben einfach etwas, was ich nicht missen wollen würde.
Ausserdem muß ich zunehmend meine Schwachstelle schonen: meinen Rücken. Selbst das Krafttraining im Fitness-Studio hat den von der schweren Arbeit geschädigten Rücken nicht ausreichend stabilisieren können.

So habe ich beschlossen, eher kurze Touren zu machen, bei denen ich nicht für viele Tage im Hinterland Essen und Wasser mitschleppen muß. Vor allem möchte ich Stewart Island nochmals besuchen. Dieser Insel hat mir schon 2020 besonders gut gefallen – auch wegen des vielfältigen Tierlebens dort.


Für Alle, die sich gerne inspirieren lassen wollen, ist die Webseite des DOC (Department of Conservation) eine gute erste Quelle: Kurz- und Weitwanderungen in Neuseeland

Ich werde also vom 6. – 10. März nochmals einen Rundweg gehen (Greenstone-Routeburn-Track) und danach am 11.März von Invercargill ganz im Süden nach Steward Island fliegen.

Am 20. März geht es dann per Flugzeug von Invercargill nach Wellington und dort noch einen Monat über die Nordinsel - Tongariro Nationalpark, vielleicht Mt. Egmond oder eben die heißen Quellen von Rotorua. Mal sehen!


1. März 2024
Besteigung des Hausberges von Makaroa: der Mount Schrimpton

Ein guter, steiler Buschspaziergang führt ins Hochland der McKerrow Range hinauf mit tollen Blicken auf das Makaroa-Tal und die Neuseeländischen Alpen dahinter. Der steile Weg ist nur für trittsichere Bergwanderer geeignet....so steht es in der Beschreibung des Department of Conservation.

Nachdem klar war, dass ich einen weiteren Tag auf dem schönen Campingplatz von Makaroa bleiben würde, entschied ich mich für den Aufstieg auf den Mount Shrimpton.
Der Aufstieg zu diesem tollen Aussichtsberg beginnt im breiten, flachen Tal des Makaroa Rivers. Gleich zu Beginn leitet der schmale Pfad steil bergauf. Es geht durch einen zum Teil mystischen Hang-Urwald mit langen Bartflechten. Schnell und anstrengend erklimmt der Weg etliche Höhenmeter, doch oberhalb der Baumgrenze hatte ich zum Ausgleich für die Anstrengung einen phantastischen Blick über das Flußtal.

Cortinarius Porphyroideus Cortinarius Porphyroideus - der Pilz ist sehr selten und endemisch in Neuseeland

Der Blick nach oben forderte allerdings Durchhaltevermögen. Der steile Anstieg entlang eines Grates schien endlos und darüber ragten dann noch die Felsenwände der Gipfel empor. Der Weg gilt als „nur für alpin Erfahrene“ geeignet, dennoch waren einige andere Bergwanderer mit mir unterwegs. Das gebiet gilt auch als besonders geeignet für die Vogelbeobachtung. Allerdings hatte ich nicht ganz so viel Augen dafür, denn es geht rund 1.200 Höhenmeter bergauf. Ich wollte sowieso noch etwas höher, bis man das richtige Panorama auf die Berge hat. Anstrengend, aber total lohnend. Das Wetter traumhaft und die „Gipfelpause“ mit einer angenehmen Gesprächspartnerin.

Wäre nur nicht der ewig lange Abstieg nach dem Anstieg. Immer das weite Tal des Makaroa River vor Augen muß man dann halt auch wieder die steilen Wiesenhänge bergab, die man Stunden zuvor herauf kam. Nicht gerade knieschonend.
Am Abend im Zelt war ich ordentlich fertig von der Tour, die zwar nicht allzu lang ist (ca. 7 km), aber eben ordentlich Steigung enthält.

Mein Trailangle Debbie, die mich schon von Wanaka hier nach Makaroa gebracht hatte, wird mich nun am Montag auch nach Queenstown mitnehmen. War der erste Weg noch ein Klacks, ist die Strecke nach Queenstown schon echt erheblich lang. Aber Debbie und ihr Mann wollen eh nach Queenstown und mir bleibt damit ein womöglich langes Warten auf einen Hitch erspart. Noch dazu soll es am Montag heftig regnen - mehr Glück kann ich gar nicht erhoffen, wie mit den beiden netten und hilfsbereiten Menschen trocken ins Hostel in Queenstown zu gelangen!

04. März 2024
Fast auf den Hausberg von Queenstown, den Ben Lomond

Man merkt es den Namen an, dass die frühen Siedler in der sehr weiten Ferne sich nach etwas Heimat gesehnt haben: Viele Namen findet man vor allem in Schottland auch. Dort ist der Ben Lomond einer der herausragenden Berggipfel am gleichnamigen Loch Lomond.

Ein Kälteeinbruch hat nach einer regenreichen Nacht in den Gipfelregionen der Berge Schnee gebracht. Eben noch Sommer, macht das schon einen sehr herbstlichen Eindruck. Doch noch ist es an sich zu früh, dass der Herbst eingeläutet wird - auch wenn man auf der Südinsel Neuseelands immer näher der Antarktis kommt.

Hostelnächte können auch die Hölle sein. Queenstown ist teuer und in der Saison zumeist ausgebucht. Da blieb nur ein 6-Bett Zimmer in einem zu kleinen Hostel übrig. Als ich um 22 Uhr schlafen ging, waren drei Leute eingezogen. Heute Morgen ist der kleine Raum voll belegt. Zudem direkt an einer Hauptverkehrsstraße! Man lässt das Fenster besser zu. Der ältere Herr unter mir hat die Nacht zusäzlich für Unterhaltung gesorgt. Au Backe, war das eine Schnarchnase. Was soll`s - er kann nix dafür und nix dagegen. Zuhause würde sowas Einzelzimmer bedeuten, es sei der Partner ist taub.
So war ich schon früh auf. Nachdem ich - aus meinem oberen Stockbett - sicher wieder festen Boden unter den Füßen hatte, gabs Frühstück.

Neue Wanderschuhe für den TA

Mit einstelligen Temperaturen ging es dann in Richtung des Hausbergs Ben Lomond, wo auch die Seilbahn hinauf führt, Bungeejumping, Gleitflug, Sommerrodelbahn und allerlei anderes Freizeitvergnügen angeboten wird.
Ich gestehe, bis ganz hinauf bin ich nicht. Es war kalt, der fehlende Schlaf zerrte an meinem Wärmegefühl und die Berge rundum hatten ihre Gipfel in Wolken versteckt.

Dafür sind meine neuen Wanderschuhe nun erstmals eingelaufen. Sie tragen sich herrlich und bei 30% Rabatt konnte ich mir gleich noch was Warmes zum Anziehen kaufen. Die Nächte werden merklich kälter und in den kommenden Wochen wird es auch tagsüber gewiss kühler.

Greenstone-, Caples- und Routeburn Track - der Plan
Leider bremst mich die Ungewissheit mit meinem Rücken aus. Bestimmt hat das so mancher schon erlebt, dass man auf dem Wanderweg ein wenig ausrutscht und einem der Stoß des Abfangens in den Rücken fährt. Ich habe permanent etwas Rückenschmerzen, womit ich leben kann (man merkt leider daran auch die fehlende bzw. nicht ausreichende Vorbereitung auf dieses Abenteuer – die Umstände vor Weihnachten 2023 ließen mehr kaum noch zu). Aber die Angst davor, dass es deutlich schlimmer wird erinnert mich an die schlimmsten Zeiten meines Leidens vor vielen, vielen Jahren.
Darum werde ich vermutlich die Greenstone-Caples-Runde nicht komplett laufen. Ich traue mir nicht zu, die Lebensmittel und das Wasser für vier Tage Hinterland (Backcountry) zu tragen. Und auch der Routeburn Track steht noch in den Sternen - auch wenn die „Great Walks“, zu denen der Routeburn-Track gehört, besser gepflegt sind wie der Te Araroa. Es kommt auch sehr darauf an, wie das Wetter werden wird. Trotz neuer, halbhoher Schuhe will ich es nicht wagen, am Harris Saddle in Schnee zu geraten – und heute sieht man auf der Webcam, dass dort richtig dicke Schnee lag am Morgen.
Ich werde auf jeden Fall morgen per Bus-Shuttle (rund 60 EUR) von Queenstown zum Ausgangspunkt des Greenstone Tracks fahren und dort entscheiden, wie es weiter geht.

Die Fortsetzung des Te Araroa entlang des Mataroa River bekommt nur wenig positive Stimmen in der Community. Viel Schlamm und unwegsames Gelände - auch deswegen will ich lieber schöne, spannende Wege gehen, anstatt stur dem TA zu folgen. Das habe ich 2000 weitgehend gemacht - jetzt möchte ich etwas mehr links und rechts des Weges sehen.

6. – 9. März 2024
Greenstone und Routeburn Track 

Am 6. März brachte mich der (50 NZ$, rund 34 EUR) Busshuttle von Queenstown zum „Trailhead“ des Greenstone Track am anderen Ende des Lake Wakatipu.

Bis 18 Uhr hatte ich die Greenstone Hut erreicht. Hier zweigt der Te Araroa Richtung Süden, Richtung Invercargill ab. Ich aber hatte für mich zu dem Zeitpunkt entschieden, dass ich nicht wieder zurück gehen werde. Die letzten verbleibenden Tage für die Südinsel wollte und will ich mit „Sidewalks“ und einem Besuch von Stewart Island beschließen.

Am folgenden Tag, 7. März, verließ ich also endgültig den TA und folgte dem Greenstone-Track nach Norden. Angekündigt war kein allzu gutes Wetter und so war ich früh unterwegs. Durch das Tal des Greenstone River ging es bis zum Lake McKellar. Die letzten zwei Stunden an diesem Wandertag begann es dann schon heftig zu Nieseln. Doch als ich gegen 13 Uhr an der McKellar Hut ankam, wusste ich noch nicht, was für ein Glück ich gehabt hatte: Keine 10 Minuten später öffneten sich die Schleusen des Himmels und es schüttete den Rest des Nachmittags aus Kübeln. Die ganze Hütte wurde mit zunehmender Tageszeit zu einem riesigen Trockenraum für pitschnasse Kleidung.

Einen jungen Franzosen, dem ich bereits auf dem Queen Charlotte Trail ganz am Anfang getroffen hatte, war unter den Hüttengästen. Welch ein schönes Wiedersehen nach so vielen Wochen und Monaten. Auch er hatte einige Sidewalks unternommen und war nicht ganz stur dem TA gefolgt. Doch hatte er vor, am kommenden Tag zur Greenstone Hut weiterzugehen und dann dem TA weiter südlich zu folgen.

Da nur im Aufenthaltsraum geheizt wurde, war es eine kalte, ungemütliche Nacht und der Schlaf dementsprechend unruhig.



Schon am Abend zuvor hatte ich den Ranger gefragt, wie es um den „Dead Man Track“ bestellt sei. Er verwies auf seinen Kollegen, der am Morgen des 8. März kam. Und der berichtete davon, dass mein eigentlich geplanter nächster Übernachtungsplatz bereits seit 4 Jahren unter einem Erdrutsch begraben liegt und das der Dead Man Track sehr steil und ohne große Aussicht sei.
So folgte ich gerne seinem Rat, ab der Lake Howden Hut dem Great Walk „Routeburn Track“ zu folgen. Der Wanderweg gehört zu den knapp 10 Weitwanderwegen, die auch richtig Geld kosten, will man auf ihnen laufen. Auch muss man alle vorbuchen – Ziel ist natürlich, dass die Unterkunftsmöglichkeiten an den jeweiligen Tagesetappen-Enden nicht überlaufen werden. Der Routeburn Track kostet zum Beispiel 2024 rund 58 EUR.

Bei herrlichem Wetter steige ich also von der McKellar hinab zur Lake Howden Hut und dann weiter hinauf bis zum Harris Saddle (knapp 600 m Anstieg). Schon alleine die herrlichen Earland Falls lohnen den Weg, der – wie sich das für einen Great Walk gehört – recht bequem zu gehen ist. Vorbei am Lake Mackenzie erreichte ich am frühen Nachmittag den eigentlich nicht für Wanderer offenen Shelter (emergency shelter) am Harrispass.

Doch ich habe Glück. Glück, dass ich frage und Glück, dass Tom überhaupt da ist. Er untersucht im Auftrag des DOC (Naturschutzbehörde) das Insektenleben hier oben, wo nur wenige Tage zuvor heftig Schnee gefallen war. Auf eine so kalte Nacht im Zelt draußen habe ich nicht richtig Lust. Und Tom hat da auch kein Problem mit, dass ich mir einen Platz für die Nacht am Boden bereite. Kurz nach Sonnenuntergang kommt dann noch sein Kollege zurück, der völlig erschöpft ist. Kraftlos lässt er sich einfach auf den Boden fallen und ich mache ihm erst einmal einen heißen Tee. Zusammen bugsieren wir ihn in seinen Schlafsack.

Der Nachtschlaf wird wieder nicht besonders erholsam, aber ich bin froh, am nächsten Morgen (9. März) kein Zelt abbauen zu müssen.

Es geht von der Hochgebirgssicht hinab ins das Troll Valley und weiter den Route Burn entlang. Ein schönes Gebirgstal, das schließlich an den Routeburn-Shelters endet (rund 750 m Abstieg). Der Wanderwege ist tatsächlich deinen Preis wert, so schön ist die Landschaft und das Wandererlebnis. Die Vögel singen ihr Lied, die Bäche von den Hängen murmeln mal leise, mal laut auf ihrem Weg zum Talgrund und die Beine werden nicht groß belastet im Abstieg – nur die Knie, meine Knie.
Inzwischen kennt mich der Busfahrer schon und – nachdem ich nichts gebucht habe und darum auch keine Fahrkarte oder so….nimmt er mich mit den Worten „Jump in“ kostenlos mit. Ich bin dankbar für das gesparte Geld.

Schon am Nachmittag stehe ich außerhalb von Frankton und hoffe auf einen Hitch Richtung Invercargill. Und was soll ich sagen, mit der jungen Deutschen Elena aus Hamburg habe ich richtig Glück. Sie nimmt mich nicht nur die knapp 200 km mit, sondern wir verbringen noch ein paar sehr schöne Stunden beim gemeinsamen Abendessen mit schönen Gesprächen.

Den 10. März verbringe ich mal wieder mit Re-Supply-Aufgaben in Invercargill. Leider soll das Wetter auf Stewart Island nicht so toll werden, aber ich bin ein wenig an „hier unten“ am unteren Ende Neuseelands festgebunden: Mein Flieger auf die Nordinsel geht von Invercargill aus. Also wasche ich meine Kleidung, kaufe Lebensmittel ein und suche ausgiebig nach einem Stativ für Handy und Actioncamera. Erstaunlich schwer ist es, etwas halbwegs Brauchbares zu finden, was nicht gleich ein Vermögen kostet. Die Lebenshaltungskosten sind auch in Neuseeland hoch und durch die vergangenen Jahre mit Inflation noch teuer geworden.

11. März 2024
Stewart Island, Oban und Ulva Island

Diese nur etwa 70x40 km kleine Insel vor der Südküste Neuseelands hat mich schon 2000 verlockt, den kurzen Flug von Invercargill nach Oban zu wagen. Der Preis ist erträglich und die kleinen Propellermaschinen transportieren immer nur ein Dutzend Menschen nach Oban. In dem kleinen Ort (600 Einwohner) lebt der absolut größte Teil der Bevölkerung dieser stark zerklüfteten und bewaldeten Insel. 93% der Inselfläche liegen im Rakiura Nationalpark . Mehrere markierte Wanderwege durchziehen den Nordwesten der Insel – die Südspitze dagegen werden wohl nur wenige Wanderer pro Jahr erreichen, denn einen ausgewiesenen Weg dorthin gibt es nicht.

Ich wollte eigentlich versuchen, den North West Circuit zu wandern. Mindestens fünf Tage braucht man für die 105 km lange Runde. Leider fährt mich das Wassertaxi erst am späten Nachmittag zu Freshwater Landing, was eine Abkürzung auf vier Tage bedeuten könnte. Allerdings ist das angekündigte Wetter so schlecht, dass ich mir das noch reiflich überlegen werde.

An den Wanderschildern entlang des Weges gibt es waagrechte, orange Balken. Steht das Wasser auf dem Weg bis an diese Balken heran, dann soll man nicht weiter gehen – denn dann ist der Weg so weit überflutet, dass man an morastigen Stellen oder bei angeschwollenen Bächen nicht mehr weiter kann. Und letzte Nacht hat es aus Kübeln herausgeschüttet!

In 2022 hat man begonnen, alle invasiven „Raubtiere“ wie Katzen, Ratten. Possums und Igel auf Stewart Island zu entfernen. Denn hier leben letzte Bestände von Südstreifenkiwis, aber auch Pinguine und Seevögel, deren Brut von diesen eingeschleppten Tieren gefährdet wird. 

Mein heutiger Ausflug auf die Insel Ulva vor Oban galt so einem "rattenfreien" Schutzgebiet, in dem sich die Bestände der Kiwis und flugunfähigen Papageienarten wieder erholen können. Ich habe allerdings zwar Robben gesehen….aber die scheuen Kiwis versteckten sich dieses Mal erfolgreich vor meinen Blicken.
Die nur 3,5 x 1,5 km große Insel hat eine recht interessante Geschichte: 1870 siedelte sich der Naturforscher Charles Traill dort an, nachdem er einen Teil der Insel gekauft hatte. Er errichtete dort einen kleinen Gemischtwarenhandel und ein Postamt. !892 wurde Ulva Island dann das erste Landschafts-Schutzgebiet der Gegend (2002 in den Nationalpark eingegliedert). Noch heute besteht eine Wassertaxi-Verbindung zu dem kleinen Steg in der "Post Office Bay". Die achtminütige Überfahrt nutzen über 20.000 Menschen jedes Jahr, um die bezaubernde Natur der kleinen Insel zu erkunden.

13. März 2024
Die Nordwest-Umrundung, Freshwater Landing nach Mason Bay und zwei Tage Pause

Das Wetter ist nicht berauschend an diesem Morgen und die Vorhersage noch viel übler. Doch ich will wandern auf dieser besonderen Insel ganz im Süden Neuseelands.
Den Vormittag über habe ich richtig viel Zeit - leider. Das Wassertaxi nach Freshwater Landing kann nur bei Flut dort hin - und Flut ist heute erst gegen 15 Uhr. Für die 3-4 Stunden bis zur Mason Bay Hut muß ich mich dann sputen, um noch vor der Nacht dort zu sein. Ich habe beschlossen, das Zelt in Oban zu lassen. Will versuchen, mit leichtem Gepäck die neun Tage für die Umrundung auf maximal sechs zu drücken. Allerdings bin ich da dann jeweils auf einen Hüttenschlafplatz angewiesen. Angesichts des vorhergesagt, nur sehr mäßigen Wetters hoffe ich, dass nicht zu viele Wanderer aufbrechen - die letzte Nacht hat es schon unglaublich geschüttet und gestürmt - das könnte andere Wanderer von ihrem Vorhaben abhalten.

Gefreut habe ich mich über Kilian, einen jungen Engländer, den ich 600 km weiter nördlich kurz vor Arthurs Pass kennenlernte. Er war derjenige gewesen, der schon da in "sich völlig auflösenden Schuhen" lief. Auch er hatte sich irgendwann danach gegen das Weiterwandern auf dem TA entschieden. Die Hütten zu voll (das wird mit Sicherheit ein immer ernsteres Problem werden in den kommenden Jahren) und der Weg noch nicht ausreichend entwickelt, dass es eine durchgehende Freude ist. Auch er hatte sich für Seitensprünge zu den Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten Neuseelands entschieden.

So war ein Teil des Vormittags für mich gerettet und das freudige Wiedersehen hellte meine Stimmung auf - ganz im Gegensatz zum Wetter.

Freswater Landing zu Mason Bay

Am Nachmittag ging es dann endlich mit dem Schnellboot ins Landesinnere. Der Skipper rast mit ordentlich Geschwindigkeit durch das zunehmend schmalere Flußbett.
Bis zur Mason Bay verläuft der Weg leicht ansteigend und danach wieder abfallend. Der Höhenunterschied ist nicht allzu groß. Das führt zu großen Feuchtgebieten und bei dem häufigen Regen zu einem sehr nassen Weg. Stellenweise bleibt einem nichts weiter übrig, wie nasse Füße in Kauf zu nehmen. Die letzten Regentage quellen mit jedem Schritt rechts und links der Schuhe aus dem Boden.

Schon auf dem Weg zur Mason Bay wird mir klar: Bei diesen Verhältnissen ist die große Nordumrundung nicht zu schaffen. Was schnellen Fußes in sechs Tagen zu schaffen ist, regulär neun Tage lang ist und unter ungünstigen Bedingung noch länger dauern kann….ist zu viel für meine Zeitplanung.

Doch der scheinbare „Verlust“ der Wanderrunde wird zu einem Gewinn ganz anderer Art. Die unerwartete und vom Wetter erzwungene Pause in der Mason Bay Hütte gibt mir viel Zeit zur Erkundung. Gleich zwei volle Tage kann ich die nähere Umgebung der Hütte erkunden und erlebe nebenbei „Hüttenalltag“. Unter anderem tägliches Brennholzsammeln, denn es ist inzwischen kühl bis kalt geworden – auf der Südhalbkugel kündigt sich der Herbst an!

Doch die eigentlichen Highlights sind die Begegnungen mit Robben und….mit Kiwi`s. Kein anderes Tier ist so eng mit Neuseeland verknüpft wie dieser Laufvogel mit seinem langen Stocher-Schnabel und dem Federkleid, dass schon mehr einem Fell gleicht. Auf zwei kräftigen, kurzen Beinen läuft die „Fellkugel“ mit dem spitzen Schnabel durch das Unterholz und sucht nach Fressbarem.
Erst durch die Anstrengungen der Neuseeländer, einige der Inseln wieder von eingeschleppten Fressfeinden (Katzen, Ratten) zu befreien, machen solche Begegnungen möglich.

An einem Tag auf der Pirsch kam ein Kiwi sogar zu mir, beschnüffelte meine Schuhe, schubberte sich kurz daran und lief dann gemächlich weiter – was eine tolle Begegnung!

So waren die Tage dort in der Mason Bay doch ein absoluter Gewinn, denn ich hatte die Zeit, mich ganz auf die Natur da einzulassen. Und ich wurde reich belohnt für meine Geduld!
Schließlich kam der Tag, an dem ich wieder zurück musste nach Oban. Erneut mußte ich den schlammigen Weg Richtung Freshwater Landing entlanglaufen.

Die Nacht verbrachte ich in der Hütte am Anlegeplatz. Allerdings hatte ich für den Rückweg kein Schnellboot-Platz gebucht – ich gestehe, die 70 EUR wollte ich mir sparen und dafür noch einen Wandertag haben.

Der Wanderweg nach Oban kein Zuckerschlecken, wenn es schon seit Tagen immer wieder regnet. Insgesamt wurde es ein 12-Stunden Wandertag am 17. März mit viel Schlamm und leider auch zwei Stürzen. Zack, rutscht der eine Fuß im morastigen Erdreich aus und der andere fängt das plötzlich verlagerte Gewicht nicht mehr auf. Sehr schmerzhaft war, dass ich dabei auf dicke Wurzelstränge fiel und mir ordentliche Prellungen am Oberschenkel holte.

Welche Freude dann aber wieder, als ich, von oben kommend, unten am Fuß eines Hügels Cathlyn erkannte. Wir hatten uns Anfang Januar auf dem Queen Charlotte Trail kennen gelernt. Genauso wie ich war sie durch die Richmonds und am Arthurs Pass weiter nach Süden gewandert. Allerdings hat sie dann den TA unterhalb von Lake Tekapo konsequenter wie ich weiter bis nach Bluff erwandert.

Was eine schöne Begegnung an diesem einsamen, weltabgelegenen Ort inmitten von Schlamm, rutschigen Hängen und leider regnerischem Wetter. Nachdem wir uns aneinander erfreut hatten, mussten wir beide weiter – sie zur Freshwater Hut und ich zurück nach Oban.

Am Samstag, dem 19. März ging dann mein Flug zurück nach Invercargill auf die Südinsel. Und morgen, am 20. März werde ich dann nach Wellington auf der Nordinsel fliegen. Dort treffe ich mich mit Wendy und ihrem Mann – darauf freue ich mich schon sehr, denn ein wenig macht sich Heimweh breit.

20. März 2024
Bei guten Freunden, Weiterfahrt nach Tongariro Nationalpark und das schlechte Wetter

Für fast fünf Tage bin ich bei Wendy und Mike. Die beiden nehmen mich herzlich in ihr Haus auf und wird sind mehrmals zusammen unterwegs. Beide sind inzwischen Rentner und verbringen gerne Zeit mit mir. Jetzt kenne ich Wellington, die Hauptstadt von Neuseeland, mit Sicherheit besser wie jeder TA-Wanderer, der hier durchkommt.

Während ich bei den Beiden bin, habe ich auch Zeit, mich um die nächste größere Tour zu kümmern: Die "Around the Mountain" Wanderung um den Tongariro und Ruapehu. Die beiden Vulkane beherrschen weithin sichtbar die Mitte der Nordinsel. Die einzige fest zu buchende Hütte reserviere ich also im Voraus.

Leider hätte ich das mit der Reservierung gar nicht machen brauchen. Im Tongariro Nationalpark-Zentrum erfahre ich, dass der Weg wegen des schlechten Wetters gesperrt ist. Eine Kaltfront mit Regen, Schnee und Sturm und die inzwischen herbstlich kurzen, kühlen Tage sorgen immer wieder für Schnee in den höheren Lagen. Doch auch der Dauerregen bei wenigen Grad plus machen die Bergumrundung in den grauen Wolken wenig attraktiv. Das Wetter bestimmt in Neuseeland, wann was geht.

Ich wechsle meinen Standort nach Turangi an der Südspitze des riesigen Lake Taupo. Dieser ehemalige Vulkan ist heute der größte See Neuseelands. In dem schönen, aber ebenfalls nur wenig belegten Hostel treffe ich einen jungen Niederländer, mit dem ich zwei schöne Ausflugstag verbringen kann - trotz gelegentlichen Regens.

Nun ist der 28. März und ich hoffe, dass in drei Tagen das Wetter endlich wieder besser wird, damit ich die Umrundung und das "Alpine Crossing" des Tongariro in Angriff nehmen kann. Die Waihohonu Hut ist neu gebucht und ich freue mich sehr darauf, nach nun doch zu vielen Ruhetagen mit eher kurzen Wanderungen wieder mehrere Tage durchwandern zu können.


30. März 2024
Endlich: Around the Mountain im Tongariro Nationalpark

Das Warten mit den kleinen Ausflügen rund um Turangi hat sich gelohnt. In der letzten Nacht ist zwar noch Schnee gefallen in den hohen Lagen des Vulkanparks, aber endlich, endlich beginnt eine Schönwetter-Phase. Kurz genug ist sie, aber in den fünf Tagen möchte ich den Juwel der Nordinsel umrunden: den Tongariro Nationalpark mit seinen drei Vulkanen Tongariro (1978 m), den Ngauruhoe (2291 m) und den Ruapehu (2797 m). Erst vor zwei Tagen war der Weg erneut wegen schlechten Wetters gesperrt worden, aber heute.....strahlt die Sonne von einem blauen Himmel und die weißen Gipfel der Vulkanberge glänzen im hellen Licht. Wie wunderbar!

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