Insel der Sehnsucht
(Island 2023)


Viele werden bei einem solchen Titel an traumhafte Südseestrände denken mit warmem, weißem Sand und grünen Palmen vor tiefblauem Himmel. Doch für einige Menschen gibt es auch andere „Inseln der Sehnsucht“. Für mich ist Island so eine Insel, zu der es mich immer wieder hinzieht.
Ja, es gibt keine Palmen, es kann echt kalt und stürmisch sein, der Himmel ist öfter grau wie blau und Sand ist meistens eher schwarz.

Doch für denjenigen, der sich auch an der kargen, wilden und oft lebensfeindlich wirkenden Landschaft erfreuen kann, bietet Island viel Anlass, ein Ort der Sehnsucht zu werden. Denn die Vielfalt, die man gemeinhin eher den südlicher gelegenen Landschaften nachsagt – es gibt sie auch in Island. Schroffe Berge, endlose Strände, raue Küsten, weite Ebenen, eine große – wenn auch deutlich niedriger wachsende – Anzahl an Pflanzen, wild schäumende Flüsse und gewaltige Wasserfälle, eisbedeckte Berge und eine Farbenpracht, die überrascht.

Ich gehöre zu dieser Sorte Menschen, die sich an der Insel aus Feuer und Eis begeistern kann. Und deswegen zieht es mich auch 2023 wieder in den Norden. Dieses Mal begleitet mich eine liebe Freundin, der ich „mein“ Island zeigen möchte. Natürlich hoffe ich auf gutes Wetter, denn wer möchte nicht gerne den Ort, von dem man schon lange vorschwärmt, im besten Licht präsentieren. Aber dafür gibt es keine Garantie so weit nördlich mitten im Atlantik. Darum müssen wir auch beide für alle Wetterlagen gerüstet packen. Also nach dem Zwiebelprinzip. 25°C sind im Juni möglich, aber auch Schneefall oder Dauerregen. Und wir planen so, dass wir ggf. auch eine längere Mehrtageswanderung machen können. Aber auch das ist abhängig vom Wetter – Flexibilität und ein Plan B helfen dann dabei, das Beste aus dem zu machen, was die Insel einem bietet. Daher kann es auch sein, dass wir in den drei Wochen einfach einmal um die Insel fahren und uns die wesentlichen Sehenswürdigkeiten anschauen.

Eine Rundreise - für mich eine Wiederholung? Keinesfalls! Auch wenn ich natürlich vieles schon gesehen habe. Aber es ist wie bei einen guten Film, den man das zweite und dritte Mal anschaut: Man taucht tiefer ein und sieht Details, die einem beim ersten Mal entgingen. Ausserdem kann man zu zweit auch anders genießen.

Eine klare Aufgabenteilung kristallisiert sich bereits jetzt heraus: Kathrin, meine Begleiterin, wird die Beschreibung für die sommerwende.de liefern und ich werde die Drohnenflüge dazu beisteuern. Der Rest wird sich ergeben – ein jeder tut das, was er besser kann oder lieber macht wie der andere.

***

Im Grunde genommen haben wir ja bereits im März angefangen, eine gemeinsame Reise zu planen. Kathrin wollte eigentlich auf den PCT (Pacific Crest Trail) dieses Jahr gehen. Ein schwerer Krankheitsfall in ihrer Familie verhinderte das dann aber – obwohl sie schon das heißbegehrte Permit hatte. Gewiss hat sich jemand anderes darüber gefreut, dass er als Nachrücker dann doch noch auf den PCT durfte dieses Jahr (Erläuterung: die 4265 km lange Strecke durch drei Staaten der USA darf man nur mit einer Erlaubnis durchwandern; https://permit.pcta.org/). Ausserdem ist 2023 ein extrem schneereiches Jahr. Bereits früh nach dem Start an der Mexikanischen Grenze blieben etliche in den San Jacinto-Bergen stecken. Wer weiß, wie es in der High Sierra für die meisten aussehen wird!

Irgendwann kristallisierte sich dann heraus, dass es vielleicht schön wäre, gemeinsam einige nicht so lange Weitwanderwege zu gehen. Und einer der schönsten Wanderwege der Welt soll eben der isländische Laugarvegur sein. Er führt von der Küste, von der Ringstrasse 1 (Skogar) hinauf zum Pass Fimmvörðuháls (1116 m), der zwischen den Vulkanen Eyjafjallajökull (Ausbruch 2010) und Katla liegt. Dann geht es hinunter in den „Wald des Thors“, dem grünen Talende einer sehr weiten Schwemmlandfläche zwischen den Bergkämmen. Das Endziel ist Landmannalaugar, des „Landmannes Bad“ am Fuß des vielfarbigen Vulkans Brennisteinsalda mit der heißen Quelle, die aus einem Bach gespeist wird, der durch einen weltweit fast einmaligen, schwarzen Obsidian-Lavastrom fließt. Mal sehen, ob der Schne rechtzeitig geschmolzen ist, um diesen Weg zu gehen. Andernfalls werden wir gewiss Alternativen finden - Island ist kein ausgesprochenes Wanderer-reiseland, aber es gibt genug lohnende Ziele!

Da wir sehr weit auseinander wohnen, wurden es viele Telefonat. Dennoch haben wir alles Notwendige miteinander abgestimmt, um für die meisten Eventualitäten gerüstet zu sein. Und nun freuen wir uns schon seit Wochen wie Bolle auf den Beginn der Reise.
Es war erstaunlich schwierig, einen Camper zu mieten – Island ist als Reiseziel über die letzten 10, 15 Jahre sehr beliebt geworden. Und auch das Geländefahrzeug für den zweiten Teil der Reise war ein Glücksfall. Doch nun steht der Plan und auch Plan B, Flüge sind bestätigt und die Fahrzeuge eben auch. Jetzt heißt es, geduldig sein und die Vorfreude als Teil der Reisefreude zu genießen und nicht nervös zu werden….bis es endlich los gehen darf – Lang ist es nicht mehr hin!


 

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